Die Kirchen von Kitzbühel: Katharinenkirche
Zwischen 1360 und 1365 erstmals erwähnt, dient um 1470 der Turm auch als Stadt- und Feuerwachturm.
Das Glockenspiel im Turm soll auch heute die Bevölkerung daran erinnern, die Opfer des Krieges nicht zu vergessen. Als Schutzheilige der Kirche gilt Katharina von Alexandrien.
Die Kirche in der Stadt wurde zwischen 1360 und 1365 erstmals erwähnt und in ihrer heutigen Gestalt erbaut. Das zweijochige Gotteshaus, das in einen achteckigen, mit Strebepfeilern verstärkten Chor mündet, wird von einem Kreuzrippengewölbe über schweren Gurtbögen bekrönt. Der chorständige, gleichfalls um 1360 erbaute und um 1470 in seine jetzige Gestalt gebrachte Turm diente auch als Stadt- und Feuerwachturm.
Da die Kirche früher ein Schwibbogen mit dem Nachbarhaus verband und die Schutzheilige, Katharina von Alexandrien, hierzulande kaum verehrt wird, sich aber in der sog. „Alten Hofhaltung“ in Bamberg als Patrozinium findet, wird vermutet, das Kirchlein sei aus der Hauskapelle der Pröpste der Bambergischen Verwaltung herausgewachsen. Im Nachbarhaus, das eine eigene Hauskapelle besaß, wäre deren Amtsgebäude zu sehen, von dem aus der Grundbesitz („Oblay“) des Domkapitels von Bamberg verwaltet wurde. Längst ist die einst reiche barocke Einrichtung verschwunden, die von Kitzbühels Bürgern, die die Kirche in Kriegs- und Seuchengefahr als Gottesdienstraum genutzt hatten, gestiftet wurde.
Heute bilden einige Kleinode gotischer Kunst die Zierde des Kirchleins: Der „Kupferschmidaltar“, zugehörig der gleichnamigen Messstiftung und dem Grabdenkmal der Familie, hatte ursprünglich seinen Platz neben der Sakristei in der Pfarrkirche. Dieser einzige noch vorhandene gotische Flügelaltar des Bezirkes entstand in den Jahren 1513–1515 und zählt zu den ersten Werken niederbayerischer Schnitzkunst dieser Epoche.
Im MitteIschrein thront die vollplastische Gruppe der „Anna selbdritt“ (Umkreis Hans Leinberger), flankiert von Christophorus und Florian; die Flügel zeigen im Halbrelief die Figuren der altchristlichen Märtyrer Dionysius und Sebastian. Letztere sind 1989 nach den durch Diebstahl abhanden gekommenen Originalen von Georg Oberprantacher (Axams) kopiert worden. Die gemalten Rückseiten der Flügel zeigen die hll. Barbara und Katharina, die Predella die Wappen des Wolfgang Kupferschmid und seiner Frau Barbara Lang.
Die im Chor aufgestellten Figuren der hll. Andreas und Jakobus stammen vermutlich vom gotischen Hochaltar der Pfarrkirche und dürften um 1470 im Umkreis Hans Multschers entstanden sein. Die thronende Madonna an der Südwand gehört einem im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts in Oberbayern sehr verbreiteten Typus an. Vier bunte Firmenzeichen von Kaufmannsfamilien als Gönner der Kirche zieren die Fenster.
Das Rundfenster mit seinem Regenbogenmotiv an der Rückseite der Kirche (Stiftung der Regenbogendivision der US-Army) erinnert uns ebenso wie die Kupfertafeln mit den Namen der Gefallenen an deren Besstimmung als Kriegergedächtnisstätte. In derselben Absicht erklingt von der alten Feuerwachstube des Turmes aus seit 1950 täglich um 11 und 17 Uhr das von Prof. MARIA HOFER und SEBASTIAN SEISSL geschaffene Glockenspiel, bestehend aus 18 Glocken der Gießerei Pfundner in Wien (1950). Die jahreszeitlich wechselnden Melodien sind Mahnruf an das Gewissen der Einwohner und Gäste der Stadt, die Opfer des Krieges nicht zu vergessen. An der Außenseite schuf 1971 HERMANN MAYR (Kitzbühel) ein Christophorusfresko. Das schmiedeeiserne Gitter fertigte 1991 KLAUS WAGNER (Kitzbühel).